Ein kurzer Abriss der wechselvollen Geschichte
des Braunkohlenbergwerkes in Thallern

verfasst von Thomas Müller

Der Beginn
Der Sage nach ist die Auffindung der Kohlenvorkommen einem Zufall zu verdanken:
Ein preußischer Kriegsgefangener soll während des siebenjährigen Krieges ( 1756 -1763 ) bei einem Bauern in Thallern beschäftigt gewesen sein. Bei Erdarbeiten soll er auf die ihm bekannte Kohle gestoßen sein.
Einer anderen Quelle zufolge soll der Steiner Schlossermeister Johann Adam Kühn die Kohlenlager entdeckt haben.


Die erste Phase
Sicher ist, daß Braunkohle mittlerer Qualität ab 1758 systematisch abgebaut wurde.
Dieses erste Kohlebergwerk Niederösterreichs stand unter kaiserlich-königlicher
Oberhoheit und wurde bis ca. 1780 vom Stift Göttweig als Grundherr verwaltet.
Unter dem Schichtenmeister und Bergverwaiter Johann Franz Schöffel ( gestorben
I792 ) erlebt der Bergbau seinen ersten Höhepunkte. Unter anderem wurde ab 1773 auch Alaunschiefer abgebaut, ein neuartiger Ziegelofen zur Erzeugung der Ziegel
zum Ausmauern der Schächte wurde in Betrieb genommen, eine eigene Berg-Schule
wurde für die Kinder 1781 eingerichtet. Das gesamte Werk hatte 1780 rund 110 Beschäftigte. Sie kamen aus Deutschland, Böhmen, Tirol und Kärnten.
Mit der Kohle aus Thallern wurden die umliegenden Schmidschaften, der k.k.Ziegelofen in Wien-Simmering (über die Donau ) und verschiedene Wiener Magazine beliefert. Da die staatlichen Förderungen abnahmen und die Gestehungskosten wuchsen, mußte das Werk Anfang des 19. Jahrhunderts stillgelegt werden.

Der Höhepunkt
1830 kaufte der Universitätsprofessor und Geologe Karl Michael Strömitz dem Staat den gesamten Bergbaubesitz ab und nahm 1831 die Kohlengewinnung wieder auf. Während des Stillstandes des Werkes hatte es nämlich einerseits einen Fortschritt in der Bergwerkstechnik gegeben, sodaß man sich in größere Tiefen wagen konnte, andererseits war die Nachfrage auch nach minderwertiger Kohle gestiegen. Strömitz verstarb bald nach der Aufnahme der Arbeiten. Seine Erben verkauften den Bergbau an Alois Mießbach. Unter diesem wurden rund 250 Bergleute beschäftigt. Der Betrieb kam zu seiner vollen Blüte, vor allem durch die Entdeckung mehrerer bis dahin unbekannter Flöze. Die Kohle wurde wurde in Hunte verladen und direkt bis zur Donau transportiert, auf der sie bis Rumänien versandt wurde. Alois Mießbach widmete 1845 den Gewerken eine Bergfahne, die bis in unsere Tage herein in der Pfarrkirche Brunnkirchen aufbewahrt wird. Unter seinem Nachfolger Heinrich Drasche erreichte der Bergbaubetrieb um 1870 seinen Höhepunkt. Der Abbau näherte sich um diese Zeit bedenklich der Donau. Drasche will auch die Flöze unter der Donau abbauen und will dafür auf einer kleinen Donauinsel (Marktschreiberhaufen) einen rund 138 m tiefen Schacht anlegen lassen. Infolge Kapitalmangel bleibt dieses Großprojekt jedoch unausgeführt. Ein Brand im Maschinenhaus im Jahre 1873 forderte 2 Todesopfer . Der Bergwerksbetrieb wurde recht und schlecht bis 1880 aufrecht erhalten. In den Neunzigerjahren brachte ein Wassereinbruch die letzten Reste zum "Ersaufen".

Reaktivierung in den 20er Jahren
1920 versuchte man eine Reaktivierung des Bergbaubetriebes. Dieser Versuch wurde nach einem Wassereinbruch am 24. April 1922, bei dem der Bergmann Anton Fleischhacker aus Tiefenfucha unter tragischen Umständen ums Leben kam, eingestellt.

Was ist geblieben?
Heute erinnert ein vom Verschönerungsverein Thallern 1986 errichtete Gedenktafel (beim Gemeindehaus) an den Bergbaubetrieb in Thallern. Gedaenktafel des Verschönerungsvereines zur Erinnerung an das Bergwerk
Die alten Bergwerksgebäude sind sind heute alle im Privatbesitz.
Jährlich findet eine Barbarafeier Anfang Dezember in einem der Orte der Pfarre Brunnkirchen statt.


Projekt "Bergwerkgedenkwegweg"